DER KRANZLWURM

Zu einer Bauerndirn in Gufidaun kam jeden Tag ein Wurm mit einem Kranzl auf dem Kopf in den Stall. Sie gab ihm morgens und abends Milch in einem Schüßlein. Um Lichtmeß wollte die Magd schlenggeln, d. h. den Dienstplatz wechseln, und am letzten Tag sagte sie abends zum Wurm: "Mein lieber Wurm, leb wohl! Heut' geb' ich dir die Milch zum letztenmal."

Da legte der Wurm das Kranzl in das Milchschüssele und kroch davon. Die Magd nahm das funkelnde Kranzl als Andenken mit und legte es zu ihrem Gelde. Da war nun ein besonderer Segen dabei, denn das Geld nahm nie ab, mochte sie davon nehmen, wieviel sie wollte. (Gufidaun.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Anmerkung zu Nr. 654, S. 649 f.