DEM SPRENGBAUERN VON LAJEN

wurde einmal das Geld gestohlen. Der Bauer besaß aber ein Zauberbüchlein und kannte sich darin aus. Mit Hilfe dieses Büchleins zwang er den Dieb, das Geld in einer bestimmten Nacht zurückzubringen. Eines Abends schloß der Bauer die Türen gut zu und trug seinem Weibe auf, ja keine Türe zu öffnen, wenn jemand Einlaß begehre, ja überhaupt nicht das Bett zu verlassen, und fügte auch noch den Grund hinzu. Das Weib versprach es und nahm aus Furcht das Weihbrunnkrügl mit ins Bett.

Mitten in der Nacht kam jemand zum Haus und rief einige Male: "Spreng, spreng!" Im Hause aber rührte sich niemand. Da öffnete sich von selbst eine Tür und der Dieb trat in die Kammer des Bauern, zählte das gestohlene Geld, soviel er noch hatte, auf den Kasten hin und versprach, für das übrige Abbitte zu leisten.

Der Bauer erkannte den Dieb. Später begegnete der Dieb dem Bauern auf der Tinnebrücke in Klausen und leistete Abbitte für das nicht zurückgestellte Geld. Hätten in jener Nacht der Bauer oder die Bäuerin die Tür geöffnet, so wären sie nicht gut daran gewesen.

Quelle: Der Sammler, Beiträge zur tirolischen Heimatkunde. Hrsg. Franz Innerhofer, 5 Bände, Meran 1906/1911. Bd. IV, S. 72.