DIE MASLROANBÖCKE

Auf der Albionser Weide sieht man, besonders zur Winterszeit, abends oft Lichter, die bald da, bald dort auftauchen und wieder verschwinden. "Heunt sein wieder die Maslroanböck los", sagen dann die Leute auf der gegenüberliegenden Seite des Tales.

Die Lichter tun aber auch wirklich wie die Böcke, fahren in einem fort aufeinander zu, springen in die Höhe, und keines gibt nach. Es sind die Seelen zweier Bauern, die im Leben so viel gestritten haben, daß sie nach dem Tod als Geister zur Strafe weiterzanken müssen und nicht zur Ruhe kommen können. Gehandelt hat es sich nur um einen "Roan" (steile Wiese), der nicht mehr als ein "Maßl" Getreide abgeworfen hat. Ein Bauer aus Sauders hat sich einmal das Herz genommen, in dieses "Geböcke" hineinzuschießen. Es hat ihn aber nachher gereut, denn die Kugel ist über das ganze Tal wieder zu ihm zurückgekommen und glühend vor seinen Füßen niedergefahren. Die beiden Streithammel lassen sich offensichtlich auch noch nach ihrem Tod von niemandem in ihre heikle Sache vom "Maslroan" dreinmachen!

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 143