Die Nörggelen in Pfitsch

Die Nörggelen waren im Pfitscher Tal wohlbekannt. Sie kamen vom Zillertal herüber gezogen und hielten sich lange im Tale auf. Die Knirpse waren aber sehr bösartig und belästigten die Bauern wo sie zukamen. Am schlimmsten erging es aber den Bäuerinnen bei der Hausarbeit.

Mit Vorliebe zogen sie den Dirnen beim Melken das Stühlele "assunter" (unten weg), so daß sie in den Mist fielen. Manchmal "blätterten" sie die Stallweiber auch tüchtig. Niemals bekam man aber einen der Wichte zu fassen. Wohl verrieten dieselben ihre Anwesenheit durch neckisches "Gekutter" (Gelächter), das hinter dem "Boren" oder aus dem "Mischaloch" erklang.

Waren die Nörggelen aber guter Laune, so hatten sie die ganze Stallarbeit schon tadellos verrichtet als man denselben betrat. Auch in solchen Fällen lachten die Knirpse. Es machte ihnen eben Spaß, daß die Weiber so zeitig umsonst aufgestanden waren. Aber "Verlaß" war eben keiner auf die "Lotterien".

Eine Bäuerin im Hintertal hatte unter den Nachstellungen der Wichte so stark zu leiden, daß sie den Verstand verlor.

Als die Nörggelen ihrer vielen bösen Streiche überdrüssig waren, zogen sie von Pfitsch durch das Burgumtal zur Wilden Kreuzspitze. Von dort gings dann weiter zum See in der Gansöhralm, welcher noch heute ihren Namen Norggensee trägt.

Am Pfitscher Joch liegt ein See, der mit dem Brennersee verbunden ist. Im letzteren tauchte einst eine Kuh auf, die in den Jochsee hineingefallen war.

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 40