Das Pflerscher Bergwerk
Nach einem ungedruckten Bergbuche von 1600 soll der Grubenbau im Pflerscher Tal der älteste im Lande sein. Höchstwahrscheinlich wurde schon im 12. Jahrhundert nach Erz geschürft.
Man erzählt in Pflersch, durch den Gletscherschwund der letzten Jahrzehnte wäre der Ferner im Hintertal, oberhalb des grünen Sees um 125 Meter zurückgegangen, wobei einstige Knappenlöcher zum Vorschein kamen.
Flurbezeichnungen wie Schatzgruben und Knappentanzplatz, wie auch die Sage von einem silbernen Kegelspiel am Tribulaun erinnern lebhaft an den einst intensiv betriebenen Bergbau im Tale.
Die ältesten Knappenhöfe in Pflersch sollen die Höfe Steiner, Thunler und Knappen (heute Walten Friedl) in Stein sein, von denen der Steiner mit 2 ½ Stunden den weitesten Weg zur Kirche nach Gossensaß hatte. Er soll stets einen weißen Mantel getragen haben und es wäre mit dem Erstenläuten in Gossensaß so lange gewartet worden, bis man seiner vom Pfarrturm aus ansichtig wurde, sobald er nach Außerpflersch kam.
Der reiche Bergsegen stieg aber den Knappen sehr in den Kopf, so daß verschiedene Freveltaten verübt wurden. Sie ließen sich goldene Nägel in ihre groben Schuhe schlagen und gaben im ganzen Tale protzig den Ton an.
Eines Tages wollten die übermütigen Bergleute die Frau ihres "Hutmannes" (Vorarbeiter) erschrecken. Einer von ihnen legte sich auf eine Bahre, welche man zudeckte und aus den Stollen vor ihr Haus trug. Mit gekünstelter Miene teilte ihr einer mit, ihr Mann sei tödlich verunglückt. Da warf sich das verzweifelte Weib über die angebliche Leiche, riß das Tuch weg und sah wohl einen Toten, aber nicht ihren Gatten vor sich. Der Herrgott hatte den Frevler, der den toten Hutmann hatte mimen wollen, selbst mit dem Tode bestraft.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts versiegte der reiche Bergsegen und der Bau wurde eingestellt. Das war die Strafe für die letzte Schandtat der Knappen.
Am Letten-Gassen-Kreuz hatten sie nämlich einen Ochsen gefesselt,
ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen, gesalzen und am Spieß
gebraten. Da tat es im ganzen Tal einen hellen Klingler, der Bergsegen
war aus, das Silber verfallen. -
Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 24 f.