Die Schatzfrau

Auf dem Wege zu seiner entlegenen Alm in Pflersch überraschte den Erlerbauern von Giggelberg in der Fuchsbergerwiese die Nacht. Er kroch in das Heu der Schupfe und schlief bis gegen Mitternacht.

Da pochte es an die Tür und eine schöngekleidete Frau stand im Rahmen. Sie bat den überraschten Bauern, er möchte so gut sein und sie erlösen. Sie würde jetzt gehen, aber bald auf einem feurigen Rosse sitzend wiederkommen. Das Pferd würde sich aber wild gebärden, ausschlagen und einen Glutatem ausstoßen. Rund herum würden viele andere Rosse mitlaufen, durch welche er sich furchtlos einen Weg bahnen sollte.

Weiters möchte er auf den feurigen Hengst zugehen und denselben ohne Scheu an der glühenden Halfter fassen.

Es würde ihm, sofern er die Schneid aufbrächte die gegebenen Winke furchtlos zu befolgen, kein Haar gekrümmt werden.

Das angefaßte Roß würde den rechten Weg gehen und er hätte ihm nur zu folgen. Sein Lohn dafür würde Gold und Geld für Lebzeiten sein.

Der überraschte Erler faßte Mut und sagte zu, worauf die Frau den Raum verließ. Kurz darauf war vor der Schupfe wildes Pferdegetrampel zu vernehmen. Der angekündigte sonderbare Zug stürmte auf den Bauern zu.

Dieser verlor aber angesichts des Spukes die Schneid und suchte das Weite. Eine traurige Stimme rief ihm nach:

"Wer weiß, ob in 100 Jahren wieder jemand in der Schupfe sein wird ?"

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 25