Die Schatztruhe

Ein Schmied von Gossensaß ging einst nach Hinterpflersch. In der Poche mußte er einen Wassergraben überqueren. Da stand, wie aus dem Boden gewachsen eine fremde Frau vor ihm, welche einen Schimmel hinter sich herzog. Auf dem Rücken des Pferdes stand eine eherne Kiste. Es saß aber ein wilder Hund darauf, der einen Schlüssel im Maule trug.

Die Frau reichte dem Schmied eine Haselrute und bat ihn, dem Hunde den Schlüssel abzunehmen und den Köter mit der Rute von der Kiste herunterzujagen.

Der wackere Schmied hatte schon von derlei Dingen gehört und drang mit dem Stocke auf den schatzhütenden Hund ein. Derselbe fauchte ihn aber wild an und spie eine Feuergarbe aus seinem Rachen.

Dabei rollte er so böse die Augen und knurrte so entsetzlich, daß dem Schmiede Angst und Bange wurde. Er ließ die Rute fallen und lief davon.

Hätte er den notwendigen Mut aufgebracht und sich vom Hunde nicht einschüchtern lassen, so wäre er zu einem großen Schatze gekommen und die Frau erlöst gewesen.

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 25 f.