Der Sprenggeist

Ein einstiger Spreng in Flading war auf ungerechte Weise reich geworden. Dafür mußte er nach seinem Tode Buße tun.

Mit seinen grobgenähten Schuhen hörten sie ihn die Stiege hinauf klumpern. Man konnte auch deutüch den Tusch vernehmen, wenn er den Geldsack auf den Tisch fallen ließ, um dessen Inhalt neuerdings zu zählen.

Da trat mit einem Male eine lange Pause ein, durch volle 50 Jahre war alles ruhig. Schon glaubte man, es wäre mit dem Spuke vorbei, als er wieder von sich hören ließ. Diesmal als Klopfgeist.

Man bat den Ortspfarrer ins Haus, umsonst. Ja selbst die tüchtigen Sterzinger Kapuziner richteten nichts aus. Wohl aber wurde es allmählich ruhig, als der Bischof hochgeweihte Kräuter gesandt hatte, mit denen man das Haus ausräucherte.

Bevor jedoch gänzliche Ruhe eintrat, ereignete sich noch etwas Furchtbares. Es lag nämlich eines Tages eine Kuh im Stalle, am Rücken mit allen Vieren nach oben. Sie war nicht mehr auf die Beine zu bringen und tat schrecklich. Währenddem man die Nachbarsleute zu Hilfe holte, stand die Kuh alleine auf und benahm sich wieder normal. Ehe nämlich der Geist endgültig von der Hütte wich, war er noch durch jene Kuh gefahren. In der Folge war es, Gott sei Dank, mit dem Spuke vorbei. -

Jener Sprenghof in Eatschings besteht heute nicht mehr. Die "Schneelahne" hat ihn vertragen.

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 52 f.