DIE HERREN VON UNTERTSCHUTSCH

Der Untertschutscherhof im Lajener Ried war ehemals ein adeliger Ansitz; die Wappen über der Einfahrt und dem Haustor beweisen es noch. Die alten Herren von Untertschutsch haben aber keine Ruhe im Grabe und zeigen sich noch öfters in ihrer altmodischen Tracht.

Es soll dort auch noch viel Geld verborgen sein, aber niemand war bisher imstande, es zu finden. Einst ist im Hof ein Hausierer über Nacht gelegen und hat dem Bauern gesagt, er werde das Geld schon herausbekommen, man dürfe aber dabei kein Wort sprechen. Sie legten sich dann beide auf den Ofen und warteten. In der Nacht kamen drei Männer in die Stube, zogen gefüllte Beutel hervor und begannen das Geld zu zählen. Plötzlich wurde draußen ein heller Feuerschein sichtbar, und der Bauer hat geschrien: "Jetzt brennt mir die ganze Dill (Scheune) ab!" Im selben Augenblick waren die drei Männer und das ganze Geld verschwunden! Hätte er geschwiegen, so hätten die Männer das Geld dort gelassen.

Ein andermal ist der Knecht im Untertschutscherhof in der Stube auf dem Ofen gelegen. Mitten in der Nacht sind drei Herren mit großen, gewichsten Hüten hereingekommen und haben aus dem Wandkastl eine Menge Geld herausgezogen und gezählt. Gegen Morgen haben sie alles zusammengepackt, hineingeschoben und sind wieder davon.

Ein Knecht vom Dorf Laien ist eines Abends noch spät mit einem Heufuder in der Nähe von Untertschutsch unterwegs gewesen. Außer dem Hof, im Graben, begegnete ihm ein Herr mit gewichstem Hut, mit Stock und Handschuhen. Da fiel das Fuder plötzlich um, gegen abwärts. Der Knecht rief dem Herrn nach, er möge ihm doch helfen, das Fuder aufzurichten. Darauf legte der Herr Hut, Stock und Handschuhe weg, und das Fuder richtete sich von selbst auf, ohne daß der Knecht zuzugreifen brauchte. Der Herr ging dann davon, ohne auf den Dank des Knechtes eine Antwort zu geben.

Quelle: Der Sammler, Beiträge zur tirolischen Heimatkunde. Hrsg. Franz Innerhofer, 5 Bände, Meran 1906/1911. Bd. I, 3/11 f.