DIE GOLDENEN KEGEL AUF DEM VILLANDERER BERG

Die Knappen auf dem Villanderer Berg hatten ein goldenes Kegelspiel erhalten. Sie spielten nun den ganzen Tag und vernachlässigten die Arbeit. Der Hutmann, der damals in Waidbruck wohnte, hörte das Geklinge der Kegel und ging deshalb auf den Villanderer Berg, um die Knappen ob ihrer Pflichtvernachlässigung zu tadeln und zur Arbeit zu befehlen. Die Knappen gruben nun wieder einen Schacht, aber nicht um das Erz hervorzuholen, sondern um einen Platz zum Kegelspielen herzustellen, von dem aus sie vom Hutmann nicht mehr gehört würden. So konnten sie wieder den ganzen Tag dem Spiel obliegen, ohne daß ihr Vorgesetzter davon wußte. Die Strafe Gottes traf aber bald die Pflichtvergessenen; ein Wolkenbruch verwüstete den Berg, der Schacht fiel ein und begrub die Knappen mit ihren goldenen Kegeln. Am Vorabend des Unserfrauentages im August hört man die Knappen kegelspielen.

Quelle: Der Sammler, Beiträge zur tirolischen Heimatkunde. Hrsg. Franz Innerhofer, 5 Bände, Meran 1906/1911. Bd. IV. S. 71 f.