Auf der Wechselalm

Eine Dirn von Giggelberg, welche bereits im Brautstande war, hatte eines Tages bei der Almmahd am Wechsel zu langsam gearbeitet. Deshalb mußte sie ihre gesäumte Arbeit nachholen, indes die anderen Bauersleute sich auf den Heimweg machten.

Als der Bauer mit seinem Gesinde auf seinem Hofe eintraf, vernahm man von der Alm einen grellen Jutzer. Alle waren der Meinung, die Dirn würde nun mit der Arbeit fertig sein und bald nachfolgen.

Man jutzte einigemal kräftig hin und zurück. Zu ihrem Befremden mußten die Bauersleute aber allmählich feststellen, daß die Antworten der Dirn immer schwächer wurden, um sich endlich gänzlich hinter dem Joch zu verlieren.

Man ging der Sache nach, konnte aber vom Mädchen keine Spur mehr finden. Der Wilde hatte sein Opfer geholt, da er über eine Braut, die nach dem Betläuten alleine im Freien ist, jegliche Gewalt hat. -

Auf der Wechselalm wurde öfters ein unförmiges Almlötterle gesehen, genannt das Klotzerle. Dieser Putz trieb besonders beim Almabtrieb sein Unwesen, bot aber auch manchmal mitten im Winter den Heuziehern frische Schlöglmilch an.

Die Schworn-Jörgele-Buebm haben es einmal ganz genau zu Gesicht bekommen.

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 21