WIE'S DEN WILDERERN GEHT

In Afers erzählen die alten Leute folgendes: Wenn einer gar so versessen ist aufs Wildern und er ist schon ein alter Mann und hat viel, viel Wild zusammengeschossen und fürchtet sich im Wald vor dem Teufel nicht, so geschieht ihm schon einmal etwas Wunderliches. Kann sein, er sieht einen Rehbock oder einen schönen Pfalzhahn und schießt darauf, aber das Tier fällt nicht, und er tut's noch ein paarmal und weiß, daß der Stutzen gut ist und er noch nie gefehlt hat - das Tier steht aber fest und schaut ihn eindringlich an, und zuletzt fließt aus dem Büchsenlauf das Blut, soviel er vergossen hat sein Lebtag, das Tier rennt oder fliegt davon und bleibt heil und gesund ... Dann hat der Wilderer, der alte, einen Tag, den er sein Leben nimmer vergessen kann!

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 193 f.