Huisile tuet dreschen

Wieder einmal kam Pfeifer Huisile ins Sarntal und kehrte bei einem Bauern in Pens ein, um dort über Nacht zu liegen. Der Bauer nahm ihn freundlich auf und sagte ihm, es wäre genug Platz im Tennen. "Aber" - so fügte er vorsichtig hinzu: "i weiß nit, wie du mit dem andern auskommen wirst, der schon oben liegt im Heu!"

Dieser "andere" war der berühmte Maiser Student. Dieser Hexenmeister war aus der "Moaser Hexenschule" hervorgegangen. Beide waren sie aufeinander nicht sonderlich gut zu sprechen. So ließ der Maiser Student den Hiesele - wie er im Sarntal genannt wurde - an:

"Hiesele - willst dreschen...?"

"Ja", sagte Hiesele ohne Zögern. Gemütlich und langsam nahmen sie dann einen schweren Dreschflegel in die Hand und stellten sich gegenüber. Hiesele machte den ersten Schlag: §§§"Tapp!"§§§ krachte es auf dem Schädel des Maiser Studenten. Dann traf es aber den anderen zum Zuschlagen. Der zielte genau auf den Schädel des Hiesele und diesmal machte es: "Tipp", Hiesele aber hat standgehalten und kaum das Gesicht verzogen. Den nächsten Schlag zielte Hiesele wieder genau auf den Schädel des Maiser Studenten: "Tapp"! Es dröhnte, als ob der Dreschflegel auf den Tennenboden geschlagen hätte, und die Leute meinten, der Maiser Student müsse wenigstens ein Loch im Schädel haben. Aber der verzog nicht einmal sein Gesicht.

Nun holte er zu einem gewaltigen Schlag aus, daß die Leute aufschrien und glaubten, itz müeße Hiesele "zammbrechen wir ein hiniger Stuhl!" Aber Hiesele hat wieder standgehalten, obwohl er diesmal das Gesicht schon etwas verzogen hat. Lange ging nun der seltsame Zweikampf hin und her: "Tapp!" machte es auf dem harten Schädel des Maiser Studenten, wenn Hiesele mit voller Kraft zuschlug, "Tipp" machte es auf dem Schädel des Hiesele, wenn der Maiser Student den Dreschflegel zum Schlage führte: "Tapp - Tipp! Tapp - Tipp!" So ging es lange Zeit hin und her, bis endlich doch Huisile den Kopf einzog und nachgab. Der Kopf des Maiser Studenten war noch härter und seine Zauberkraft größer. So geht es, wenn sich zwei Hexenmeister ihr Revier streitig machen. Von nun an scheinen sie nie mehr zusammengekommen zu sein!

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 36.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.