Die Rizoaler Hahnler
Gegen die Bauern von Rizoal trug Huisile einen geheimen Groll, weil sie auf die Krapfen ein Kreuzlein einzeichneten, so daß Huisile einmal bald verhungert wäre. Nur das Kropfbäuerlein beim Wildbach hatte Mitleid mit ihm gehabt. Daher wollte er seinen Zorn an den Rizoalern auslassen und gleichzeitig damit auch das Dorf Mauls bestrafen, wo er einmal als Knechtlein nur magere Nudel bekommen hatte.
Diesmal verließ er sich nicht auf Wasser und Wetter allein, sondern
er versuchte das Bergjoch vom "Mutte Lammer" ins Tal zu schieben.
Er schob und schob mit seinen Zauberkräften, Blitz und Donner setzten
rechtzeitig ein, und der Berg hatte schon einen Sprung bekommen.
Alles schien gut zu gehen - - - aber dann haben zur rechten Zeit die "Rizoaler
Hahnler" gekrahnt, wie er die kleinen Glöcklein des Bergkirchleins
nannte, und der Maulser Stier hat gebrüllt. So mußte Huisile
unverrichteter Dinge abziehen und das Werk der Zerstörung aufgeben.
Den "Unschub" bei Mutte Lammer kann man heute noch vom Tal aus
erkennen, droben im Gelämmer (Gestein) aber hat Huisile seine Fußabdrücke
als ewiges Andenken hinterlassen, wo sie heute noch zu sehen sind. Zornig
und grimmig erzählte er dann herum, um sich groß zu machen
und die Bauern einzuschüchtern: "Hätt der Maulser Stier
nit gebrüllt, und die Rizoaler Hahnler nit gekrahnt, dann hätt
i 's Maulser Talile außergemahnt!"
Quelle: Pfeifer Huisile,
Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 73 - 74.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.