Huisile tuet "mahnen"

Dann kam die Zeit der schweren und gefährlichen Heuarbeit auf den Bergmähdern: Der Bauer war mit dem Huisile nicht zufrieden und außerdem sparte er in seinem Geiz mit dem Essen. Das Knechtl mußte von früh bis Mittag ohne "Neuner" durcharbeiten. Während nun die Leute des Nachbarhofes am Vormittag niedersaßen und tüchtig "einpackten", hat Huisile zuschauen müssen. Dem Bauern aber war es doch "zu lötz", daß er keinen Halbmittag hielt wie die andern Bauern, daher sagte er zum Huisile:

"Huisile - geh her! Sötz di nieder und dann tuen wir so, als ob wir neunern täten wie die andern!"

Huisile hat sich ruhig niedergehockt und hat getan, als ob er "neunern" tät, ohne auch nur das Gesicht zu verziehen. Als der Bauer wieder aufstand und der Arbeit nachging, stand auch Huisile auf und richtete seine Sense her. Diesmal aber nahm er den "Worp" von der Sense herunter und mähte mit dem hülzernen Worp allein, ohne das scharfe Eisen. Wie verrückt kratzte er mit dem Holz über das Gras, bis ihn endlich der Bauer zornig zurechtwies:

"Huisile - was tust denn da ... ?"

Huisile hat ihm seelenruhig geantwortet: "I tue halt so, wie wenn i mahnen tat, wie i zuvor tun han, wie wenn i essen tat!"

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 14.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.