Huisile verzaubert die Krapfen

Die Krapfen waren die Lieblingsspeise des Hexenmeisters. Er war aber sehr heikel und aß nur das beste heraus, nämlich die sogenannten "Blatterlen", also den knusperigen Außenrand. Da hat er überhaupt nie genug bekommen.

Eine Bäuerin in Mareit wies ihn deswegen einmal mit zornigen Worten zurecht und sagte, er solle doch die ganzen Krapfen essen und nicht nur das Beste herausnehmen. Da packte Huisile unversehens die heiße Schmalzpfanne und schüttete ihr das Schmalz ins Gesicht. Dazu erkühnte er sich zu sagen: "Ich hab noch nie ein Weibits so tanzen gesehen!" In Passeiertal aber hat er bei einem ähnlichen Anlaß einer Bäuerin einen Löffel heißes Schmalz in den Mund gegossen. Das wirft allerdings ein sehr schlechtes Licht auf den Hexenmeister, dessen Wesen sonst gutmütig und leutselig war.

Wurde Huisile nicht gut bewirtet, dann verzauberte er kurzerhand die Krapfen. Das machte er im Ratschingestal, wo er einmal alle Krapfen des ganzen Tales verzauberte, so daß sie gleich nach dem "Außerbachn" aus der Schüssel verschwunden sind. Zur Abwehr dieses Zaubers machten die Bauern ein Kreuz in das Krapfenradl, das dann in den Teig eingedrückt wurde. Das hatte wiederum zur Folge, daß Huisile die geweihten Krapfen nicht mehr vertragen konnte. Oft kam er deswegen in große Verlegenheit. Beim Fiechter-Bauern im Jaufental stahl er sogar heimlich das "Krapfenradl".

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 34.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.