Huisile will Pflersch zu einer Lacke machen

Auch die Bauern von Pflersch und Gossensaß haben den alten Hexenmeister aus dem Häusl gebracht, daß er beschloß, ihnen alles gründlich heimzuzahlen. Ähnlich wie bei Obernberg wollte er das ganze Tal kurzerhand "ausschwenzen" und zu einem See machen. Zwischen Gossensaß und Schelleberg zieht sich der sogenannte Platzer Berggraben durch steile Waldhänge in die Höhe. Hier schien ihm die Örtlichkeit besonders geeignet, um sein Werk durchzuführen. Von der Platzer Alm aus traf er seine Vorbereitungen für ein schreckliches Hochwetter.

"Noar isch er af an Stoanbock oergirieten und hinter ihm isch die Güsse derherkemmen...!"

Bevor er aber mit dem Wetter bis zum Holz (Wald) kommen ist, haben die Glocken des uralten Sankt-Barbara-Kirchleins von Gossensaß geläutet, die ja eine besondere Wetterkraft hatten. Aber auch die kleinen Glöcklein des Tunigen (Antonius) Kirchleins von Pflersch haben wacker miteingestimmt. Diesen geweihten Wetterglocken war Huisile mit aller Zauberkraft zu schwach. Beschämt mußte er sein Werk wieder aufgeben, und Pflersch war gerettet. Er aber hat die berühmten Worte gesprochen:

"Hattn nur nit die Schelliler von Barbeles Kirchl zu früh geklengt, dann hatt i Pflersch zu ar Lacke gimocht!"

Und ein zweitesmal versuchte er, das Tal abzusperren und in einen See zu verwandeln. Diesmal faßte er den Plan, eine ganze Bergwand, nämlich die Gschleir-Wand oberhalb Gossensaß abzutragen und in das Pflerschertal zu schieben. Wie in Ridnaun und Obernberg ist er auf einem schwarzen Bock in der Lambse vom Pflattner Berg heruntergeritten, und hinter ihm hat die Gschleirwand zu wanken begonnen. Aber wieder haben die Tunigen- und Barbeles-Glögglen zu früh geläutet, und Huisile mußte sein Werk der Zerstörung wieder aufgeben. "Er hot holt sovl gearn Wosser gitoggit" (mit Wasser gespielt), sagen die Pflerscher Bauern.

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 64.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.