Er raucht einen starken Tabak

Am Jaufenpaß droben traf Huisile einmal mit einem Jäger zusammen, der ihm nicht sonderlich gut gesinnt war. Huisile ging ja selbst heimlich dem Gejaide nach, ohne daß ihm jedoch die Jäger beikommen konnten. Der Jäger trug eine alte, schwere Büchse mit einem Zündschloß. "Was hast du da bei dir", fragte Huisile. "Das ist eine Pfeife", gab ihm der Jäger unwillig zur Antwort, worauf dann Huisile unschuldig meinte, er solle ihn einmal das Rauchen versuchen lassen. "Ja - das kannst du schon tuen, aber anzünden tue ich", sagte der Jäger. Nun stellte Huisile den Lauf der Büchse in den Mund hinein wie eine Pfeife. "Zünd an!" Der Jager freute sich, dem Huisile einmal alles heimzuzahlen, drückte den Zündstein ab und die Büchse krachte... "Aber Huisile hat die Kugel hinuntergeschluckt wie ein Wassermus", während er den Rauch in dicken Schwaden wie bei einer Pfeife gemütlich aus dem Munde blies. "Gueter Tabagg, das"! Der Jäger riß Mund und Augen auf vor Staunen und auch vor Schreck!

Dann verwandelte sich Huisile in einen Baumstock, auf den sich der Jäger zur Rast niedersetzte. Er klopfte die Pfeife aus und reinigte sie mit dem Pfeifenstierer. Ohne etwas zu denken, steckte er dann den spitzigen Pfeifenstierer in den Stock hinein, daß Huisile fast aufgeschrien hätte vor Weh. Aber er hielt dennoch aus und wartete geduldig, bis der Jäger aufstand und weiterging. Im Kopf hatte er ein tiefes Loch als Andenken. So ist er damals selber in die Falle gegangen…3)

3) Reimmichl erzählt in seinem lustigen "Kreuzkaspar" eine Episode ganz ähnlicher Art; diese aufschneiderische Schützengeschichte mit dem Teufel dürfte daher in Abweichungen auch andernorts verbreitet gewesen sein. Reimmichl hat ja mit Vorliebe seinen Geschichten volkstümliche Motive und Episoden zngrundegelegt. Der Erzähler dieser Episode ist Haller Franz aus Walten im Passeiertal, der allerdings etwas belesen war und daher vielleicht doch den Reimmichl etwas "hineingeflochten" hat. Allerdings hat der alte Stoaner Toadl fest behauptet: "Huisile hat alles gerächt - Pulver und Schrott!"

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 27 - 28.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.