Die Urschiler Schelliler

Einst war das Jaufental besonders lieblich und schön, so daß es der Volksmund das Blumental nannte. Von Gasteig bis zur Kirche, von da zur Hochsiedlung von Schluppes und über die Almen zum Jaufenhaus führten die Hänge langsam und gleichmäßig zur Höhe. Weder Felsen noch Steine bedeckten die Almweiden. Wenn man vom Jaufenhaus am Joch ein Weinpanzele hinunterkegelte, so rollte es schön langsam bis zum Talgrund nach Gasteig, ohne zu zerbrechen. Heute aber schaut das Tal ganz anders aus - und die Schuld daran trägt Pfeifer Huisile!

Wie in den andern Tälern hat Huisile mit einem Sieb Wasser auf das Joch geführt und dann ist die Güsse losgegangen. Zuerst wurde der blumenweiche Almboden ganz überschwemmt, dann brauste der Wildbach bis zur Kirche, wo er schon einen Bühel angeschwemmt hatte - aber dann setzten doch noch die Glocken von Sankt Ursula ein, die dem Toben der Elemente Einhalt geboten. Sankt Ursula war stärker als Pfeifer Huisile. Unmutig hat er dann seinem Zorn Luft gemacht:

"Die fixe Ursche! Hat sie mir schun wieder dreingepfuscht!"

Und andern Leuten erzählte er:

"Wenn die Urschele Schelliler nit giläutit hatten,
Noar hatt i 's Talile außeng'schwenzt!"

So aber hat er "'s Talile nit außeng'schwenzt", wenn es ihm auch gelungen war, schwere Verwüstungen anzurichten, so daß man heute "kein Weinpanzile mehr vom Joch nach Gasteig kögeln könnt...!"

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 74 - 75.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.