Huisile und das Wassermus

So mögen Huisile und der Bauer eingesehen haben, daß es für beide besser sei, einander möglichst aus dem Weg zu gehen. Huisile ist daher wieder in das Tal gestiegen und hat sich in der Sterzinger Gegend aufgehalten. Zuerst machte er Knecht bei einem Bauern in Tuins, wo ihm wiederum die viele Arbeit und die magere Kost recht zu schaffen machte. In Tuins gab es meist nur ein Wassermus, das Huisile gar nicht leiden konnte. Als einmal die Zwölferglocke vom Sterzinger Zwölferturm den Mittag einläutete, arbeitete Huisile ruhig auf dem Felde weiter, als ob er nichts gehört hätte, bis endlich die Bäuerin daherkam und ihn zurechtwies: "Warum kommst denn nit essen, Huisile ...? Es hat schon lang Zwölfe geläutet!" Huisile tat unschuldig wie ein Lamm und sagte ruhig: "Was weiß denn i ...? Das Wassermus hat wieder so laut geplappert, daß man richtig 's Läuten nimmer g'hört hat!"

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 16.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.