DER EINSIEDLER MIT DEM HUNGERGLÖCKLEIN
Ein Stück oberhalb von Dorf Tirol steht das alte Schloß Auer, und nicht weit davon steht eine Kapelle. Bei dieser Kapelle hatte einst, und bis herauf zu Kaiser Joseph II. Zeiten, ein Einsiedler seinen einsamen Aufenthalt. Nicht selten auch machten hier die jungen Eremiten aus dem Burggrafenamt ihr Noviziat.
Der Einsiedler hatte auch ein Gärtlein und bezog daraus alles Nötige
für seinen kargen Unterhalt. Gingen ihm aber einmal alle Lebensmittel
aus und hatten er und seine Novizen gar nichts mehr zu beißen, so
hatte er das Recht, ein bestimmtes Glöcklein in seiner Klause zu
läuten - und sogleich eilten dann auf diesen Notruf des frommen Mannes
hin die Leute aus Tirol und Kuens herbei und brachten ihm frische Lebensmittel!
Quelle: Weber, P. Beda, Das Land Tirol, ein Handbuch für Reisende. 2. Band, Südtirol. S. 350