WO SOLL ICH IHN HINTUN?

Ein Bauer zu Tisens hatte durch Versetzung des Marksteines seinen Wald vergrößert und nahm dieses Unrecht mit ins Grab. Ging nun jemand bei Nacht durch den Wald, so hörte er ächzen und keuchen, als ob jemand an einer schweren Last trüge. Hie und da sah einer auch den Mann mit einem schweren Stein auf der Schulter. "Wo soll ich ihn hintun?" fragte er traurig. Einmal begegnete ihm ein Bauer, und als der Geist auch an ihn die Frage richtete, sagte der Bauer keck: "Dummer Kerl, stell den Stein in Gottes Namen nieder!" Der Geist warf den Stein freudig auf den Boden und verschwand. Er war erlöst.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 464