TEUFELSBESCHWÖRUNG

Zwei Bauernburschen von Algund verabredeten sich mit einem Studenten, in Gemeinschaft den Teufel "Geld bringen" zu machen. Der Student bestellte beide in einer bestimmten Nacht auf die "Moserlahn", wohin sie mitbringen mußten einen nagelneuen, noch nie gebrauchten Melter (Melchstutz), ein frischgelegtes Ei, ein Stück ungewaschene Butter und noch einige ihnen von dem Studenten behändigte, heimlich und sorglich eingewickelte Sachen.

Als sie in der bestimmten Nacht auf der Moserlahn eintrafen, begann der Student sonderbare Sprüche herzusagen und Zeichen zu machen. Da fing es an zu spuken, zu rollen und zu grunen wie Wetter, doch leise; dann kamen auf einmal eine Menge Enten und Gänse daher, welche an die Füße hinabschnaderten, d. h. an die Füße der Burschen hinbohrten, wie sie im Teichschlamm tun, als wollten sie die Beschwörer forthaben. Darauf kam eine Kutsche im vollen Laufe gerollt, als wollte sie die Männer niederfahren; dann kamen eines jeden Eltern, auch des einen verstorbener Vater war dabei. Die Eltern fragten, was sie da machten, sie sollten eilig nach Hause gehen, sonst stehe ihnen ein fürchterliches Unglück bevor! Aber die jungen Bauern redeten kein Wort und gingen auch nicht, ganz wie ihnen von dem Studenten befohlen war.

Aber nun fing es an, fürchterlich zu krachen, als wollte die Welt zusammenfallen und als wollte die ungeheure Berglahn auf sie herunter, und jetzt erst sprangen sie auf und davon und liefen auseinander, daß keiner vom andern etwas wußte. Aber am andern Tag sagte der Student, wenn sie nicht feig entwichen wären, so hätten sie Geld vollauf bekommen, und lud sie auf ein andermal ein; aber sie ließen es für immer beim erstenmale dabei bewenden, dem Teufel ihr Glück zu verdanken.

Quelle: Alpenburg, Johann Nepomuk Ritter von, Mythen und Sagen Tirols. Zürich 1857. S. 287 f.