DER LORGG VON DER HINTERSEEALM

Auf der Hinterseealm kam allnächtlich ein Norgg oder Lorgg zu einer bestimmten Hütte. Burschen, die seinen Gang ausgespäht hatten, setzten sich einmal am Abend mit keckem Trotz in dieser Hütte fest, um zu sehen, was er mache, wenn er diese schon besetzt fände.

Als der Lorgg kam und die Burschen in der Hütte versteckt fand, da ahnte er sogleich ihre Tücke und beschloß, den Kecken eine Lehre zu geben. Er nahte sich leise der Hütte, lupfte sie auf und hob sie flugs über den Jünglingen weg und kegelte sie ins Tal hinab, wie einen leichten Hut, den man über ein Nest junger Vögel gelegt hatte. Die Obdachlosen ließ er beschämt unter dem Tau des Himmels auf dem Heustock sitzen; dann entfernte er sich und erschien nie wieder.

Quelle: Weber, P. Beda und Schatz, P. Adelgott: Das Tal Passeier und seine Bewohner. Meran 1902. S. 404 f.