DAS HL. BLUT ZU ST. MARTIN

In der Pfarrkiche zu St. Martin wird das hl. Blut hoch verehrt. Ein Priester hatte bei der hl. Messe Zweifel über die wirkliche Gegenwart Christi im hl. Altarsakramente. Da schäumte das hl. Blut über den Rand des Kelches auf das weiße Altartuch herunter und belehrte den Zweifler. Ein Stück dieses Tuches, das vom hl. Blute gerötet wurde, wird in einer altertümlichen Monstranze hoch verehrt und von Wallfahrern besucht.

Die Gemeinden Riffian, Schenna, Mais und Marling verlobten sich zu demselben mit einem jährlichen Kreuzgange. Das besagte Wunder hat sich 1490 zugetragen. Als Hieronymus Wild im Jahre 1609 das hl. Blut besuchte, sah er an demselben ein Kindlein, das, ganz blutfarbig, seine Hand zum Segen ausstreckte und den rechten Fuß zum Fortgehen erhob. An der rechten Brustseite trug es eine frische Wunde, aus der große Blutstropfen herabrannen. Ein anderes Mal sah er darin den blutüberronnenen Rumpf eines Mannes. (Passeier.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 868, S. 505