DIE SCHLECHTWETTERPFANNE

Zwei Passeirer Bauern kehrten von einer Wallfahrt in ihre Heimat zurück. Der Weg führte sie an einer armen Hütte vorbei, und weil sie müde und hungrig waren, gingen sie hinein. Es war aber nur ein Mädchen in der Hütte, Sie fragten das Kind, ob die Mutter nicht daheim sei. "Nein", antwortete das Kind, "die Mutter ist auf dem Feld." ja, ob sie denn nicht bald komme? "Nein, vor Abend nicht." Da sagten die Bauern zum Mädchen: "Wir sind müde und hungrig, könnten wir nicht ein wenig Milch bekommen und uns eine Milchsuppe kochen? Brot darein hast du wohl auch?"

Das Mädchen gab ihnen das Verlangte, und sie gingen alle drei in die Küche, wo die Bauern eine Pfanne herabnahmen, die Milch darin zu sieden. "Nein", sagte das Kind, "diese Pfanne lasse ich nicht her; die braucht die Mutter, wenn sie schlechtes Wetter macht. Nehmt nur eine andere!"

Die Bauern aber verstanden es, das Mädchen auf gute Weise zur Küche hinauszubringen, und wollten die Schlechtwetterpfanne probieren. Sie nahmen selbe herunter, gossen die Milch hinein und stellten sie übers Feuer. Wie die Milch in der Pfanne sich rührte, stiegen schon schwarze Wetterwolken den Himmel herauf. Bald darauf fängt die Milch in der Pfanne zu wallen und zu brodeln an, und draußen wird es ganz finster und unheimlich und hebt es zu blitzen an.

Endlich, als die Milch zischend aufkochte und über die Pfanne schlug, krachte draußen ein Donnerschlag nach dem andern ganz entsetzlich und rauschte der Schauer zur Erde, als wäre das Ende der Welt da. Das Mädchen lief in die Küche und schrie die Bauern an, sie hätten nun doch die Schlechtwetterpfanne genommen und sollten nur schauen, wie sie mit heiler Haut davonkommen. Wenn ihre Mutter sie antreffe, werde es ihnen nicht gut ergehen!

Und wie sie erschrocken durch das Fenster schauten, gewahrten sie die Alte, die zornig mit geballten Fäusten der Hütte zulief. Die Bauern schauten, durch die Hintertür davonzukommen, und liefen, was ihre Beine konnten, und fürchteten doch, im nächsten Augenblick die Hexenkrallen im Genick zu spüren.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 533 f.