DIE DREI FRAUEN AM BRÜNNLEIN

Auf der Nordseite der Burgruine auf dem Tobel in Taufers ist auf Ahornacher Boden ein uralter Teich, jetzt zu einem moosigen Wiesenfleck eingeschrumpft. In seiner Mitte entspringt dem Boden ein gutes, kaltes Brünnlein.

Da ging einmal ein Tauferer vorbei und wollte Wasser trinken. Doch siehe, am Brünnlein saßen drei ganz altfränkische, seltsame Frauen, wie er solche noch nie gesehen hatte! Der Tauferer, den der Durst plagte, faßt sich ein Herz und geht dennoch zum Wasser. Wie er aber daselbst aus seiner hohlen Hand zu trinken anhebt, steht eine der Frauen auf, reicht ihm ein "Schiffl" (Trinkgefäß) und sagt, er solle es nur zum Trinken gebrauchen. Er aber getraute sich nicht, das Schiffl zu nehmen. Daraufhin fingen die drei Frauen an, bitterlich zu weinen, und verschwanden alsbald vor ihm.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 656