DER WEITENTALER ALS HÖLLENPORTIER

Einen ganz verteufelten Hüterbuben hatte ein Lechner auf Kegelberg in seinen Dienst genommen. Der Hirte fluchte und tobte oft wie ein Besessener, so daß sich die erwachsenen Bauersleute erschreckt bekreuzigten und davongingen.

Eines Tages war aber "die Birne reif", und der Teufel holte den Buben vom Thalerbichl weg direkt zu sich in die Hölle. Dort mußte er durch volle sieben Jahre als Portier tätig sein. Nach dieser Frist brachte der Satan den Hirten wieder auf den Kegelberg und stellte ihn dorthin zurück, wo er ihn seinerzeit vertragen hatte.

Wie sehr hatte sich aber der Bub geändert! Schweigsam und in sich verschlossen tat er seine Arbeit, und nie mehr kam ein froher Laut oder gar ein Lacher aus seinem Munde. Er war um Jahrzehnte gealtert und katzgrau geworden.

Einst kam er wegen einer Streiterei mit einem jüngeren Weitentaler zu "wörtl". Dabei entkamen dem Lechnerhirten die unüberlegten, zornigen Worte- "Du Satansbraten, deinem Vater habe ich auch seinerzeit die Tür zur Hölle aufgemacht!"

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 89