DER WETTERMACHER PITZNER IN MERANSEN

Der Pitzner hat wirklich einmal gelebt, er hieß Peter und war durch längere Zeit an der Kirche zu Meransen Mesner. Er hatte aber auch, wohl etwa als Mesner, Haus und Feldung. Dieser Pitzner muß ein überaus abergläubiger und sonderbarer Mensch gewesen sein, und die Leute hielten ihn für einen Hexer, der besonders das Wettermachen verstünde.

So gar leer war das Gerede nicht, denn der Pitzner hatte wirklich in seinem Hause allerlei Hexen- und Zaubergerät, und wenn er auch kein Hexer war, so hat er sich doch selber für einen gehalten und vermeint, er könne das Zaubern auch wohl zustande bringen. Er legte dem Priester etwas unter das Meßbuch, stahl von dem Taufwasser und trieb allerhand solch abergläubiges Zeug in Kirche und Sakristei.

Am besten konnte er jedoch Wetter machen, wenigstens glaubte er selber, diese Kunst aus dem Effeff zu verstehen. Weil er aber, während es am ärgsten wetterte und hagelte, immer selbst im Turm sein mußte, das Wetter, das er doch selber gemacht hatte, wegzuläuten, mußte derweil seine Magd zu Hause mit einem Zauberrütlein auf die Korntruhe schlagen. Diese füllte sich sodann mit dem Korn, das der Schauer den Bauern auf den Äckern zerschlagen hatte.

Als im Jahre 1727 der Hagel schon das siebtemal alles erbärmlich in den Grund geschlagen und diese sieben Mißjahre die Gemeinde in bittere Not versetzt hatten, wurde es den Leuten doch zu arg. Es schien nach dem, was man sah und hörte, nicht mehr zweifelhaft, daß der Urheber dieses furchtbaren Unglücks, das sich jährlich wiederholte, der Mesner sei. Die Obrigkeit ließ eine Untersuchung anstellen und förderte dadurch in des Mesners Behausung allerlei Hexenwerk zutage. Da der Mann auch sonst mancher Gebrechen überführt worden und in seinem Kirchendienst nachlässig und zum Ärgernis war, enthob man ihn zur Strafe des Mesneramtes.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 664 f.