DER SCHATZ IN DER HASLACHER KLAUSE

Unter den Trümmern der Haslacher Klause bei Mühlbach soll ein Schatz vergraben sein. Einmal machten sich des Nachts drei Bauernburschen auf den Weg dahin und trugen einen Sack mit sich, um das Gold hineinzutun. Als sie an die rechte Stelle gekommen zu sein glaubten, fingen sie an zu graben und sagten dabei den auswendig gelernten Zauberspruch auf. Aber es wollte kein Schatz zum Vorschein kommen. Nur auf einen Menschenschädel stießen sie, und einer der Burschen sagte übermütig: "O du armseliger Schatzhüter, du rührst auch keinen Zahn mehr in diesem Bettelloch!" und kegelte den Schädel mit dem Fuß verächtlich auf die Seite. Die Burschen gingen nun, ohne einen Schatz gefunden zu haben, nach Hause und legten sich schlafen.

Auf einmal klopfte es an die Tür der Schlafkammer, und als der Bursche, welcher den Schädel beiseite gestoßen hatte, auftat, stand ein Geist vor ihm, der ebendenselben Schädel aufhatte, und grinste ihn entsetzlich an. Der Bursche schlug die Tür augenblicklich wieder zu und kroch voll Entsetzen unter die Decke. Am Morgen, als man ihn wecken wollte, aber war er tot.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 619