DIE LANGWERDA

Die Langwerda, auch Lomberda genannt, war eine Hexe und lebte in uralter Zeit ganz hinten im Tierser Tal unter dem Rosengarten.

Einmal befahl sie ihrer Dirn, ein Büschel Ähren zu nehmen und den Speicher auszukehren. Das Mädchen aber nahm statt des Ährenbüschels ein Tannenreis und kehrte und kehrte. Während sie noch an der Arbeit war, wurde es plötzlich finster, es fing an zu donnern und zu blitzen, und ein gewaltiger Hagel schlug im Wald die Plissen (Nadeln) von den Tannen, daß sie ganz kahl wurden.

Die Lomberda ging zum Speicher und wollte nachsehen, was für Arbeit die Dirn gemacht habe. Zu ihrem größten Ärger fand sie den Speicher mit lauter Plissen gefüllt. Sie schalt die Magd wegen ihres Ungehorsams und erklärte ihr, weshalb sie ihr befohlen habe, ein Ährenbüschel zu nehmen: dann hätte der Schauer die Getreidefelder getroffen, und die ausgeschlagenen Körner wären in ihren Speicher gekommen.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 437 f.