WIE DER MATZWEBER DEN SCHATZ HEBEN WILL

Ein alter Matzweber begab sich vor vielen Jahren mit einigen andern Bauern auf den Plankboden, wo man sich der wohlgeeigneten Fläche wegen so recht mit "Watscheln" erlustigen wollte. Es gab keinen bessern Platz zu diesem Spiel weitum, als der Plankboden war. Die Kugeln dazu nahmen sie mit hinauf.

Wie sie oben waren und mitten im besten Spiel, und der Matzweber bückt sich gerade nieder und mißt mit den Augen scharf und setzt die Hand zum Wurf an, da rollte auf einmal eine um und um mit feuchter Erde beklebte Kugel daher und gerade in seine Hand. Er hob die Kugel auf, besah sie von allen Seiten, und es war keine der mitgebrachten Kugeln. Jetzt fiel an einer Stelle die Erde davon fort, und es glänzte hervor wie von Gold. Der Matzweber wischte nun die noch dranklebende Erde hinweg, und siehe, die Kugel war von purlauterem Golde!

Ohne daß die übrigen es merkten, scharrte er an der Stelle, von welcher her ihm die Kugel zugerollt kam, ein wenig den Boden auf und stieß alsbald auf eine goldene Kegelbahn. Dieser geht er nach und trifft wirklich auf der "Neunt" auch die goldenen Kegel.

Jetzt kehrt er zu den Spielern zurück, sagt ihnen jedoch nichts von seiner Entdeckung, denn er will den Schatz allein haben. Er war willens, in der Nacht heimlich da heraufzugehen und die goldenen Sachen abzuholen. Ei, wie der Matzweber sodann ein reicher Mann werden mußte! Aber, o weh, als er in der Nacht heraufkam und die Kegel samt der Kugel und dem goldenen Boden mitnehmen wollte - er hatte schon den größten Rückkorb dafür heraufgetragen - da war der Schatz schon wieder versunken und verloren.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 391 f.