SCHÄTZE AUF HAUENSTEIN

Oswald von Wolkenstein verlies aus Eifersucht seine Frau und Kinder auf Hauenstein, das so schlecht mit Lebensmitteln versehen war, daß seine Frau vor Hunger starb, er bei seiner Rückkehr auch nur mehr ein Kind am Leben fand. Später sah man oft vor dem Burgtor eine Frau sitzen, die ihr Haar kämmte. Öfters soll sie braven Leuten, die auf das Schloß kamen, von einem Schatz gesagt haben, der im Hof verborgen liegt. Oft sah man dort größere Feuer, Lichter sieht man Nachts jetzt noch öfters, die den Wanderer nicht selten irreführen.

Einmal ging ein Bauer aus Seis hinauf zum Schloß und wollte den Schatz heben. Doch alle Mühe war umsonst, er fand nichts als zerbrochene Fensterscheiben. Wundershalber nahm er ein paar solche Glasstücke mit, und wie er zu Hause ankam, waren diese auf einmal zu blanken Goldstücken geworden.

Ein anderes Mal stieg wieder ein Bauer von Seis in die Burg hinauf, um den Schatz zu finden. Aber auch sein Suchen war vergebens; er fand nur ein paar große Federn vor dem Tore. Da nahm er eine davon und steckte sie sich auf den Hut. Heimgekommen, fand er statt der Feder einen silbernen Löffel auf seinem Hute! (Kastelruth.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 525, S. 296