DER JUDE VON ST. PAULS

In alter Zeit war auch in St. Pauls der Friedhof rings um die Kirche. Weil dieser aber zu klein wurde, ging man daran, einen neuen außerhalb des Dorfes anzulegen.

Den Grund zu diesem neuen Friedhof schenkte ein Jude her. Als es später mit ihm zum Sterben kam, sagte er: "Wenn aus meinem Grab ein Zeichen herauswächst, so bin ich gerettet und in der ewigen Seligkeit." Der Jude starb und wurde in einer Ecke des Friedhofes in ungeweihter Erde begraben. Auf seinem Grabhügel setzte man als Denkzeichen einen Stein, aus welchem eine Eisenstange aufragt, die an der Spitze ein Blechblatt trägt. Und siehe, nach einiger Zeit wuchs aus dem Grabe von selber ein Rosenstrauch hervor! Das Denkzeichen steht noch gegenwärtig an Ort und Stelle, aber die Inschrift auf dem Blechblatt ist ganz verlöscht; man kann nichts mehr entziffern.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 548