Der Geist von Kastelfeder

"Ja, zwei waren es, ein Geschwisterpaar, die [nach Kastelfeder] sind, um Eicheln zu sammeln. Früher hat man die Eicheln, die Früchte der Eichenbäume, die heruntergefallen sind, eingesammelt, und aus denen hat man dann Kaffee gemacht, man hat sie zu Hause gebrannt. 'Oachelekaffee' hat es auch zu meiner Zeit gegeben. Meine Großmutter hat die Kinder um die Eicheln halt hinausgeschickt. Und die sind nach Kastelfeder hinüber, und da sehen sie ein Weiblein sitzen mit einem Kopftüchlein auf. Und meine Tante, die war wirklich ein freundliches [Mädchen] - habe sie noch gut gekannt - ist zu ihr hingegangen und hat gesagt: ,Güß-Gott!'. Und da hat sie keine [Antwort bekommen]. Dann ist sie noch näher hinzu und hat gesagt: ,Gruß-Gott!' oder ,Guten Abend!', je nachdem zu welcher [Tageszeit]. Sie hat [wieder] keine Antwort bekommen. Da sind die beiden Kinder davongelaufen, nach Hause gerannt, weil sie meinten, es sei ein Geist von Kastelfeder gewesen. Gell? Aber man hat da nachher nichts mehr davon gehört."

Quelle: Haid Oliver, Montaner Sagen - Mataner Gschichtn. Erinnerungen aus dem Arkadien Tirols. In: Schützenkompanie Montan (Hg.): Montaner Dorfbuch. Montan 2003. S. 16