DER GEIST VERFOLGT DIE SCHATZGRÄBER

In einer mondhellen Sommernacht des Jahres 1848 begaben sich drei Burschen von Auer auf den Castelfederberg hinauf, um Schatz zu graben. Als sie mit der Arbeit begonnen hatten, erschien plötzlich ein Geist und jagte sie mit drohenden Gebärden davon.

Kastelfeder, © Wolfgang Morscher

Schloss (Ruine), Kastelfeder, Südtirol
© Wolfgang Morscher, 5. April 2003

Zwei dieser Burschen fielen auf der Flucht über kleinere Felswände hinab, kamen jedoch mit geringen Verletzungen davon. Schlimmer erging es dem dritten; denn diesen verfolgte der Geist bis ins Dorf Auer hinab. Dort angelangt, stieg der Flüchtling über die Mauern der Weingärten und zog sich, um besser laufen zu können, die Stiefel aus. Das Gespenst aber folgte ihm auf dem Fuße nach, und wenn es ganz nahe hinter ihm war, schrie es: "Jetzt hab' ich dich!" Endlich schien es ihn wirklich erreicht zu haben, streckte die Knochenhand nach ihm aus und rief triumphierend: "Jetzt bist du mein!" In dem schlug es 4 Uhr früh und vom Pfarrturm ertönte die Betglocke. Da verschwand der Geist plötzlich. Der Bursche kam, zu Tode erschöpft, nach Hause und starb wenige Tage darauf infolge des erlittenen Schreckens.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 473