DIE TÄNZERIN

In einer Schenke zu Söll (bei Tramin) tanzten oft zwei Burschen mit der bildschönen Kellnerin und trieben damit ihre Scherze. Nach einiger Zeit starb die Tänzerin - doch die Burschen kamen im nächsten Fasching wieder in die Schenke und tanzten, daß der Staub aufflog. Als sie vor Mutwillen nicht mehr wußten, was anfangen, gingen sie auf den Friedhof, holten das Grabkreuz der Kellnerin und tanzten mit demselben in der Schenke herum.

Da klopfte es plötzlich ans Fenster. Die Burschen gingen hinaus und sahen eine glühende Hand, die sie nach dem Kirchhof trieb. Voll Angst und Schrecken liefen sie zum Gottesacker und steckten das Kreuz an die vorige Stelle. Sobald dies geschehen war, war auch die feurige Hand verschwunden. (Tramin.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 498, S. 277