Wie der Herr Kurat einmal von den Armen Seelen vertragen wurde
Katharinaberg © Wolfgang Morscher
Katharinaberg im Schnalstal - ein malerisches Plätzchen
© Wolfgang Morscher, 2. September 2006

Der Herr Kurat Anton Grüner kehrte einst von Karthaus nach Katharinaberg zurück. Drunten am "Schönbühel" stieg er zum "Bergsteig" hinauf und ging den Felsenweg weiter. Wie er oben bei den "Platztiller-Rüepen" vorbeikam, fing in St. Kathrein die Betglocke zu läuten an. Der fromme Kurat betete den Engel des Herrn, doch auf einmal wußte er nicht mehr, was mit ihm geschah. Die Dämmerung senkte sich nieder, der Kurat kam nicht mehr heim, vergebens wartete seine treue Häuserin Maria Schwarz mit dem Nachtessen. Sie machte sich bange Sorgen und konnte die Nacht nicht schlafen. Endlich graute der Tag, da wachte der gute Kurat wie aus einem tiefen Schlafe auf. Er blickte um sich, er befand sich nicht mehr oben auf den Platztiller-Rüepen", sondern drinnen im "Tumler Kessel". Wie er da hereinkam, wußte er nicht. Den Hut hatte er noch in der Hand wie am Abend vorher beim Betläuten. Der fromme Kurat betete viel für die Armen Seelen. Gewiß sind hilfsbedürftige Seelen gekommen und haben ihren barmherzigen Nothelfer "vertragen". Zur Frühmeßzeit kam er glücklich heim.

Quelle: Die Kartause Allerengelberg im Schnalstal, Rudolf Baur, Bozen 1970, S. 105.