DIE NAßAU

Hart an der Straße von Rabland nach Naturns ist eine Erlenau, die sogenannte Naßau. Dort ging einmal in der Nacht ein Metzger mit seinem Hunde. Als er zur Aue kam, zog ein Leichenzug vor ihm daher. Der Meister erschrak, und der sonst mutige Hund ließ den Schwanz hängen und schmiegte sich knapp an seinen Herrn, der dem Zuge wie ein Leidtragender folgte und betete. Wie ein Feldsteig zur Rechten sich zeigte, machte er ein Kreuz und schlug diesen Pfad ein. Da war der Spuk verschwunden. Das Volk vermutet, es sei vor Zeiten in dieser Au eine Mordtat verübt worden. (Partschins.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 440, S. 252