Der Ritter von Juval

In der Umgebung von Schloss Juval breiten sich einige Bauernhöfe aus, die einst zur Burg gehörten. Auf einem der Höfe, vermutlich auf Unterortl, ging es lange Zeit recht unheimlich zu. Ein schwarzer Ritter erschreckte manchmal zur Nachtzeit die Bewohner. So geschah es einmal, dass der Bauer vom Kastelbeller Markt noch nicht heimgekehrt war, und die Bäuerin mit den drei Kindern zu später Stunde noch am Ofen saß und auf den Mann wartete.

Schloss Juval, Vinschgau, Südtirol, © Wolfgang Morscher

Schloss Juval, Vinschgau
© Wolfgang Morscher, 27. September 2003
Das Schloss ist auch durch seinen derzeitigen Besitzer, den Bergsteiger Reinhold Messner bekannt.
Die Burganlage wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut und 1278 im Besitz des Hugo von Montalban erwähnt.
Der Name "Juval" leitet sich vom Namen Jupiters = mons Jovis ab, der für kuppige, kopfähnliche Bergformationen an wichtigen Wegverbindungen als Sakralbezeichnung in Geltung war.

Da trat plötzlich ein schöner schwarzgekleideter Ritter mit drei Flaschen in der Hand lautlos in die Stube, nahm stillschweigend einen Becher, der auf dem Tisch stand, und füllte ihn mit Wein. Diesen bot er der Frau an. Erschrocken und misstrauisch lehnte sie ab. Da reichte er den Wein den Kindern, denen der köstliche Trank mit jedem Schluck besser schmeckte. Während die Mutter hilfesuchend und ratlos daneben saß, tranken sie bis alle drei Flaschen geleert waren. Beim letzten Tropfen verwandelte sich der Ritter in eine schneeweiße Gestalt. Eingehüllt in einem hellen Lichterschein verschwand er, nachdem er sich für die Erlösung bedankt hatte.

Quelle: Sage, Brauchtum und Geschichten in und um Naturns. Maria Gerstgrasser. Naturns 2003. S. 28