Spuk im Hochnaturnser Schlosskeller

Der alte Käfersberger pflegte gute Freundschaft mit dem weißbärtigen Bauern auf Hochnaturns und des öfteren saßen beide bis nach Mitternacht fröhlich plaudernd und trinkend beisammen.

chloss Hochnaturns, Vinschgau, Südtirol, © Wolfgang Morscher

Schloss Hochnaturns, Naturns, Vinschgau
© Wolfgang Morscher, 28. September 2003
Die Herren von Naturns sind seit 1237 nachweisbar.

Wieder einmal war es Mitternacht geworden und der große Weinkrug leer getrunken, sodass der freundliche Bewirter nochmals in den Keller stieg, um Wein nachzuholen. Ohne Licht tastete er sich schwankend in seinen ihm wohlvertrauten Keller. Nachdem es ihm endlich gelungen war, die knarrende Tür zu öffnen, strömte ihm beißender Rauch entgegen, der von emporloderndem Kienspanfeuer ausging. Vor Schreck fiel ihm der Krug aus den Händen und im gleißenden Licht gewahrte er drei geharnischte Ritter auf dem Ganter sitzen, die immerfort gemeinsam vor sich her murmelten: „Bauer, Lauer!" Am ganzen Körper zitternd hastete er über die Stiege zurück, da er verstanden hatte: "Bauer, geh auer!"

In der Früh eilte der noch immer verwirrte Bauer zur Kirche und erzählte dem Pfarrer sein nächtliches Abenteuer. Auch der Zuspruch des Pfarrers konnte ihm seine Lebensfreude nicht mehr zurückbringen, er aß und trank nicht mehr und verstarb innerhalb kurzer Zeit.

Quelle: Sage, Brauchtum und Geschichten in und um Naturns. Maria Gerstgrasser. Naturns 2003. S. 15