Der Naturnser Schnalswaal
Rund um Meran, im regenarmen Vinschgau und in anderen Teilen Südtirols bilden kilometerlange Kanäle - die sogenannten Waale - das eindrucksvollste Bewässerungssystem der Alpen. Als idyllische Wasserläufe bieten viele dieser Waale mit ihren schönen Begleitwegen äußerst lohnende Wandermöglichkeiten, viele sind mit ihren Felsinschriften, Trockenmauern und Steinpfeilern einzigartige Kulturdenkmäler.
Die neuzeitlichen Möglichkeiten, mit Rohrleitungen mehr Wasser leichter den landwirtschaftlichen Kulturen zuzuführen und diese bann mit Beregnungsanlagen wirksamer und zeitsparender zu bewässern, haben den Untergang des ehemaligen Waalnetzes mit über 1000 km Länge gebracht. Heute sind nur noch wenige Waale in echtem Bewässerungsbetrieb.
Naturnser Schnalswaal, großteils verrohrt
© Wolfgang
Morscher, 27. September 2003
Schnalswaal - Wallburgweg:
Wallburgweg
Naturns
© Wolfgang
Morscher, 27. September 2003
Ursprünglich rund 9 km langer Waal (auch Neuwaal genannt), der bei Altratteis in ca. 850 m Höhe am Schnalser Bach orographisch links gefaßt wurde. Von da verlief er anfangs großteils als Kanal und dann in Form einer 1,5 km langen, heute abgekommenen Kandelleitung durch die ostseitigen Steilhänge und Felswände der Schnalser Mündungsschlucht bis hinaus zu jener Hangschulter, die neuerdings "Wallburg" genannt wird (675 m; Holzmann nennt die Stelle "Steger- oder Frauenknott"; hier sollen um 1912 noch die Mauerreste einer vermuteten Burganlage erhalten gewesen sein).
Warntafel am
Naturnser Schnalswaal
© Wolfgang
Morscher, 27. September 2003
Die weitere Fortsetzung des Waales verläuft von der Wallburg durch die mehr oder minder bewaldeten Hänge des unteren Naturnser Sonnenberges großteils mit nur sehr geringem Gefälle ostwärts bis in die Nähe des Fallrohrhofes (526 m). Der einzigartige Waal wurde 1833 nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellt (lt. Trenkwalder diese Jahrzahl in einer Felswand eingraviert); er besaß nach Rosenberger eine Wasserleistung von 160 l/s für eine bewässerte Fläche von 106 ha. Im Zuge des Etschwerkbaues wurde dann die Fassungsstelle des Waales beschädigt und in den Jahren 1909 bis 1912 seitens der Elektrizitätsgesellschaft ein 4,8 km langer Stollen vom Walchhof innerhalb Altratteis bis oberhalb der Wallburg durch die Felsen getrieben. Dadurch konnte die schwierig instand zu haltende Waalstrecke bis zur Wallburg aufgelassen und das Wasser aus dem Stollen durch eine Rohrleitung dem östlichen Waalteil zugeführt werden. Bis dahin taten zwei Waaler ihren Dienst, einer auf der Schnalser und einer auf der Naturnser Seite; die Grenze bildete die sogenannte Elferplatte, eine Felswand gegenüber Schloß Juval. In den Jahren 1965 bis 1967 wurde dann auch der Waal von der Wallburg bis oberhalb Hochnaturns aufgelassen und durch eine im großen, teilweise trockengemauerten Kanal verlegte Rohrleitung ersetzt. Hier verläuft heute der sogenannte "Wallburgweg", der markiert ist und viel begangen wird. Die üppige Waalvegetation ist teilweise aber bereits abgedorrt, auch die ein Stück östlich der Wallburg stehende Waalerhütte, deren Fassade verschiedene Jahrzahlen zieren, ist nicht mehr im besten Zustand.
Waalerhütte
am Schnalswaal
© Wolfgang
Morscher, 27. September 2003
Vom östlichen Ende der genannten Rohrleitung ist der Waal noch etwa 1 km offen und mehr oder minder im ursprünglichen Zustand erhalten, dann folgt wieder Rohrleitung ostwärts weiter.
sehr beeindruckend:
offen geführter Schnalswaal
© Wolfgang
Morscher, 27. September 2003
sehr beeindruckend:
Schleusen und Abzweigungen am Waal
© Wolfgang
Morscher, 27. September 2003
Zugänge: Obwohl im Sommer sehr heiß, ermöglicht der "Wallburgweg"
eine hübsche Wanderung, welche die frühere Schönheit des
Waales zumindest erahnen läßt. Dieser Weg ist sowohl auf der
von Naturns zu den Höfen am Sonnenberg führenden Asphaltstraße
als auch vom westlich von Naturns liegenden Weiler Kompatsch auf markiertem
und beschildertem Weg (ca. 1 Std.) zu erreichen.
Quelle Text: Hanspaul Menara, Südtiroler Waalwege, Bildwanderbuch mit Tourenführer. Bozen 1986, S. 144