Das Johanniswürmchen



Wieder einmal waren wir zwei auf Schmuggelwegen und kamen vom Eishof heraus. Das Dunkel der Nacht mußte uns schützen. Den Almweg durften wir nicht benützen. So schritten wir drunten am Pfossentaler Bach knapp am Bachrand heraus. Immer wieder stolperten wir über einen Hobber (Wasenpolster). Bald fiel der eine in ein Wasserloch mit dem Gesicht voraus hinein, bald der andere. Das war einfach zum Totlachen. Doch keiner durfte laut werden. So kamen wir endlich bis Rableid hinaus.

Almen im Pfossental © Berit Mrugalska
Blick ins Pfossental mit seinen Almen
vorne links Rableit

© Berit Mrugalska, 2. September 2006

Plötzlich erspähten wir auf einem Waldeck drüben die Glut einer brennenden Zigarette! Da passen uns die Finanzer auf! Schnell warfen wir die Säcke von uns weg, wandten uns zur Flucht und krochen auf allen vieren vorwärts. Wie der Fuchs horchten wir in die Nacht hinaus, doch wir hörten nichts. Da kehrten wir um und schauten uns die Lage besser an. Wieder sahen wir die Glut der brennenden Zigarette. Absichtlich redeten wir laut und husteten. Aber niemand ruft uns an. Wir faßten Mut und traten näher. Was fanden wir? Ein kleines Leuchtkäferchen war es, das auf einer Alpenrosenstaude saß und in der warmen Sommernacht sein Licht leuchten ließ! Nach dem ausgestandenen Schrecken suchten wir unsere Säcke und setzten den Weg fort.

Quelle: Die Kartause Allerengelberg im Schnalstal, Rudolf Baur, Bozen 1970, S. 94.