DIE UNHEIMLICHEN REITER

Schon in ganz alten Zeiten war auf der Malser Haide unweit des Sees ein Unterkunftshaus, dessen Wirt die Gäste bei der Zeche oft sehr betrog. In einer stürmischen Winternacht kamen 12 Reiter, stiegen zum Fenster hinein und verlangten Essen und Trinken. Sooft eine Flasche Wein auf den Tisch kam, machte der Anführer der Gesellschaft einen Strich unter dem Tische.

Plötzlich kam der Knecht des Wirtes ganz verstört vom Stall herauf und berichtete dem Wirt, daß anstatt der 12 Pferde 12 Böcke im Stall stehen! Dem Wirt wurde angst; er segnete sich und betete still für sich hin. Endlich verlangte der Anführer zu zahlen. Als der Wirt die Rechnung brachte, schaute der Anführer unter den Tisch und zählte die Striche. Als aber die Anzahl der Striche mit der Rechnung stimmte, sagte er zum Wirt: "Hättest du auch nur um eine Flasche mehr gerechnet als wir getrunken haben, so hätte ich dich in Stücke zerrissen!" Jetzt stiegen die 12 Böcke zum Fenster hinauf, die Reiter saßen auf und durch die Luft ging die Fahrt davon. Von da an wurde der Wirt frömmer und handelte gewissenhafter.

Quelle: Der Sammler. Beiträge zur tirolischen Heimatkunde. Hrsg. Franz Innerhofer. 5 Bände, Meran 1906 / 1911. I, 10/20 f.