Gefährliche Geldsuche

Gerade im Zusammenhang mit dem Teufel hat uns Otto Seger eine köstliche Begebenheit überliefert. Nicht nur heute, auch in früherer Zeit gab es Menschen, die schneller reich werden wollten als auf dem ehrlichen Weg der Arbeit und der Leistung und dabei auch die verbrecherischen Umwege benützten, wenn sie zum Ziele führten.

Sieben Männer aus Güdingen hatten in einem alten Buch die Zauberformeln gefunden, wie man den Teufel zu einem willigen Geldlieferanten zwingen konnte. Die schwerste Aufgabe bestand darin, während drei Tagen und drei Nächten auf jede Nahrung und auf jedes Getränk, auf den Schlaf und jedes gesprochene Wort zu verzichten. Die tüchtigen Kerle vollbrachten aber diese unglaubliche Leistung. Da war es wohl richtig, daß der Teufel auch erschien. Merkwürdigerweise stieg er mit einem schweren Sack voll Geld von einem Baum herunter, als hätte er die Taler wie Äpfel gepflückt. Sie glänzten verführerisch im Sack und versprachen ungeahnte Möglichkeiten. Die sieben Männer frohlockten und machten sich schon bereit, den Schatz zu teilen.

Da mischte sich ein bitterer Wermutstropfen in ihr vermeintliches Glück, denn der Teufel gibt auch nichts her ohne Entgeld; er sagte spöttisch, das sei nun das Geld, aber dafür müsse der siebente in der Reihe mit ihm in die Hölle fahren. "Eins, zwei, drei", begann der Teufel und zeigte mit dem Finger auf die Männer der Reihe nach hin. Da fuhr den Kerlen der Schreck in die Glieder, keiner wollte der siebente sein; sie sprangen wie eine aufgeschreckte Hühnerschar durcheinander, so daß der Teufel jedesmal wieder von vorn mit der Abzählerei beginnen mußte. Als ihm die Sache zu bunt wurde, bannte er die Männer, so daß sich keiner mehr von der Stelle bewegen konnte.

Es wäre jetzt um einen von ihnen geschehen gewesen, wenn nicht ein Mann das unverhoffte Glück gehabt hätte, daß in seinem Kittel ein geweihtes Medaillon eingenäht war; er wußte nicht, daß dies heimlich seine Stiefmutter getan hatte. Er sprang in einer Hatz zum Pfarrer von Mauren, erzählte ihm die gefährliche Begebenheit, und eilends kam der Pfarrer mit, um die Sünder zu befreien.

Aber das Unglück wollte es, daß er nur in seiner Gemeinde Gewalt über den Teufel hatte; an der Gemeindegrenze mußte er stehenbleiben, da sich die Begegnung mit dem Teufel auf dem Gebiet von Eschen abspielte. Nun wurde halt schnell der Pfarrer von Eschen herbemüht, der sofort mit seinem Gebet begann. Aber der Teufel fuhr ihm ins Wort und sagte: "He, das nützt alles nichts, du hast einmal als Student für zwei Kreuzer Brot gestohlen." Doch zum Glück hatte der Pfarrer ein gutes Gewissen, er erwiderte: "Das habe ich schon längst gutgemacht." Da konnte der Teufel nichts mehr unternehmen. Er mußte die Männer fahrenlassen und das Gelände verlassen.

Die Männer atmeten befreit auf. An das Geld, das der Teufel wahrscheinlich mitgenommen hatte, dachten sie nicht mehr. Sie dankten dem Pfarrer, und es kann sein, daß dem einen oder andern doch die Erkenntnis zuteil wurde, wie gut es ist, wenn man ein reines Gewissen hat; denn es wäre ihnen schlimm ergangen, wenn der Pfarrer von Eschen nicht ein sauberes Herz gehabt hätte.

Quelle: Dino Larese, Liechtensteiner Sagen, Basel 1970, S. 58