DER GEISTERSPUK IN DER RIETHÜTTE
Früher hielten die Balzner Bauern noch viele Schafe und trieben sie
im Sommer auf den Ziegerberg. Gewöhnlich wurden zwei Buben als Hirten
angestellt, und man gab ihnen eine Geiss mit oder zwei, damit sie Milch
hatten. Als zwei Buben einmal am Abend ihre Ziegen suchen mussten, hörten
sie in ihrer Nähe eine ächzende und seufzende Stimme, sahen
aber nichts und liefen voll Angst in die Hütte. Die unheimliche Stimme
kam aber immer näher, und plötzlich wurde es ganz still. Da
schlug es die Hüttentüre lange Zeit auf und zu, dass es in den
Balken krachte.
Nach alter Sage soll in der Riethütte ein Senn einen Buben erschlagen
haben, aus Zorn darüber, weil er ihm immer Rahm geschleckt hatte.
Um seine Untat zu verbergen, trug er den Buben von der Hütte weg.
Das Geisten ist seine Strafe.
Quelle: Sagen aus Liechtenstein, Otto Seger,
Nendeln/Liechtenstein, 1966/1980, Nr. 32