MARKSTEIN-VERRÜCKUNG
Ein Mann aus Balzers ging einmal um die Geisterstunde von der Luziensteig
herunter. Auf Prad hörte er auf einmal seinen Namen rufen. Als er
sich verwundert und erschrocken umschaute, sah er im Mondschein einen
Mann bei einem Markstein stehen, und dieser winkte ihm, sich zu nähern.
Als der Balzner zögerte, kam der Unbekannte selbst herbei und führte
ihn zum Grenzstein. Dort forderte er ihn auf, den Stein an einer bestimmten
Stelle einzusetzen. Er kam dieser Aufforderung nach.
Jetzt stand der Mann in schneeweisser, verklärter Gestalt da und
wollte für seine Erlösung mit einem Händedruck danken.
Noch mehr erschrocken, bot ihm der Balzner seinen Stecken dar. Am anderen
Morgen erhob er sich mit gebleichten Haaren vom Lager, und in dem Stocke
waren eingebrannt fünf Finger zu sehen.
Quelle: Sagen aus Liechtenstein, Otto Seger,
Nendeln/Liechtenstein, 1966/1980, Nr. 35