Neringa

Die Alten erzählen über die Riesin Neringa, die Tochter des Königs Karvaitis auf einer Insel in der Ostsee. Sie ist immer Fischern zu Hilfe gekommen, ging ins stürmende Meer hinein und rettete die Boote der Fischer, zog sie an den Ankern ans Ufer. Im Dickicht der Wälder zeigte sie den Menschen den Weg.

Der Gott Bangputys (Wellenbläser) erzürnte einmal auf die Menschen. Er liess das Meer einige Jahre lang stürmen, die Meereswellen schwemmten riesige Sandberge herbei, die Wiesen und die Felder standen unter Wasser. Die Menschen mussten Hunger leiden. Die Riesin Neringa kam auch diesmal den Menschen zu Hilfe. Sie schüttete Sand in ihre Schürze und watete ins Wasser. Wo sie den Sand ausgeschüttet hatte, blieben grosse Sandberge, die Dünen, welche in den Himmel ragen. So schuf Neringa eine lange Landzunge, die den Fischern ein ruhiges Haff * zum Fischen vom Meer abgetrennt hat. Die Landeszunge nannten die Menschen Neringa (Kurische Nehrung).

Nacherzählt von Vilija Gerulaitiene

*) Haff ist ein durch eine Nehrung oder durch vorgelagerte Inseln vom tieferen Hauptteil des Meeres getrennter Brackwasserbereich, auch Lagune.

Quelle: Übersetzung aus dem Litauischen von Vilija Gerulaitiene.
Email-Zusendung 19. Februar 2006.
© Vilija Gerulaitiene