Das Pferd und der Mensch

Als Gott die Welt, alle Tiere und den Menschen erschaffen hatte, sagte er zum Pferd : „Von heute an muss du diesem Wesen gehorchen,“ – und zeigte ihm den Menschen. „So einem kleinen und schwachen will ich nicht gehorchen,“ – antwortete ihm das Pferd. Dann befahl Gott dem Pferd, sich dreimal umzudrehen. Das Pferd tat es. Gott fragt das Pferd wieder : „Willst du denn diesem gehorchen?“ – und zeigte den gleichen Mann. „Diesem will ich gehorchen,“ – antwortete das Pferd.

Wegen der Drehungen, erschien dem Pferd der Mensch als ein mächtiger Riese. Seit jener Zeit glaubt das Pferd an die Macht des Menschen und gehorcht ihm. Wenn aber ein Pferd stirbt, sieht es, dass der Mensch schwach ist. „Zu deinem Glück wusste ich vorhin nichts von deiner Kraft und hätte auf dich nicht gehört, “ – sagt es im Sterben liegend. Wenn das Pferd stirbt und der Mensch sich ihm nähert, will er sich bei ihm rächen: kreischt mit seinen Zähnen, trampelt mit Beinen und wühlt die Erde auf.

Quelle: Übersetzung aus dem Litauischen von Vilija Gerulaitiene.
Email-Zusendung 18. Februar 2006.
© Vilija Gerulaitiene