Wie die Sonne gestohlen wurde

Vor langer langer Zeit lebten alle Menschen in der Dunkelheit, sie kannten kein Tageslicht, weil es keine Sonne gab. Ihnen zu Hilfe kam der ungeheuer starke Schmied Teliavelis. Sechs Jahre lang schmiedete er aus blankem Eisen mit seinem riesigen Hammer die Sonne, steckte sie in Flammen und warf sie in den Himmel, damit sie den Menschen scheint. Die Menschen lebten lange und glücklich unter den warmen Sonnenstrahlen. Die böswilligen Mächte beneideten aber die Menschen für die Sonne und grübelten, wie sie durch List die Sonne stehlen könnten. Eines Tages, als Teliavelis schlief, stahlen die Bösewichter die Sonne, legten sie in Eisenketten und versteckten in einem steinernen Turm. Teliavelis erwachte und sah, dass überall wieder die Dunkelheit herrscht. Lange suchte er nach der entführten Sonne und bemerkte schliesslich einen dünnen Sonnenstrahl, der durch die dicke Steinmauer durchdrang. Vergeblich ging er um die Mauern herum – es war eine starke Festung mit kupfernen Schlössern. Ohne lange zu überlegen, ging er nach Hause, nahm seinen Hammer, mit dem er die Sonne geschmiedet hatte, kehrte zum Turm zurück und zertrümmerte ihn damit. So befreite der Schmied die Sonne, die seit der Zeit wieder für alle Menschen scheint.

Quelle: Übersetzung aus dem Litauischen von Vilija Gerulaitiene.
Email-Zusendung 17. Februar 2006.
© Vilija Gerulaitiene